Ist der Windkanal ein probates Instrument für die Optimierung der Aerodynamik, so kann im Wasser ein Strömungskanal für die Schwimmanalyse sehr nützlich sein. Für eine bessere Schwimmtechnik und schnellere Schwimmzeiten sind sie Gegenstromanlagen im Training und in der Analyse hilfreich. Ich war während der DTU Trainer B Ausbildung für einen kurzfristigen Test des Wassergefühls und der Wasserlage im Gegenstrombecken am IAT Leipzig.

Ob Leistungsdiagnostik, Sitzpositionsanalyse oder Wattmessung, technische Hilfsmittel für eine Steigerung der Leistung werden immer beliebter Sport. Die Entwicklung moderner Trainingsgeräte ist eine eigene Wissenschaft geworden. Für die Optimierung seiner Fähigkeiten hat der moderne Athlet mittlerweile eine Fülle an Instrumentarien zur Leistungsmessung und -optimierung zur Hand, um möglichst viele beteiligte Parameter an der Leistungserbringung zu messen. Was im Schwimmsport längst von den Profis eingesetzt und weiterentwickelt wurde, wird nun immer mehr auch dem ambitionierten Freizeitsportler im Schwimmen und Triathlon weiterhelfen: der Gegenstromkanal. Am IAT in Leipzig, dem Institut für angewandte Trainingswissenschaften steht solch eine Anlage zur Schwimmanalyse. Im Rahmen meiner DTU Trainer B Ausbildung habe ich es mir nicht nehmen lassen für einen kleinen Test des Wassergefühls und der Wasserlage in das Strömungsbecken zu springen und gleich mal alle Kameras scharf zu stellen. Durch eine Videoanalyse kann der Schwimmstil dem Trainierenden besser in der Nachbesprechung visualisiert werden

Gleichbleibend Trainingsbedingungen für die Schwimmanalyse

Ein Gegenstromkanal erlaubt es konstante Strömungsgeschwindigkeiten zu erzeugen und die Trainingsbedingungen wiederholbar und für eine Schwimmanalyse reproduzierbar zu machen. Anders als im Becken wird dem Sportler, vergleichbar zu einem Laufband, eine gleichmäßige Strömungsgeschwindigkeit vorgegeben. Dadurch kann die Schwimmgeschwindigkeit präzise gesteuert werden oder aber dem Schwimmer auch eine bestimmte Geschwindigkeit auferlegt werden. Anders als im Schwimmbecken, wo es zu Temposchwankungen kommt, erfährt der Schwimmer im Kanal eine gleichmäßige Tempogestaltung.

Das Training in einem Strömungskanal schafft Möglichkeiten, die das Schwimmbecken so nicht liefern kann. Im Schwimmbecken kann man selten derart hohe und konstante Geschwindigkeiten erreichen und erfährt so einen völlig anderen Trainingsreiz. Für Schwimmprofis ist die Gegenstromanlage beinahe unverzichtbar für eine Schwimmanalyse.

Simulation von Wettkampfbedingungen in der Schwimmanalyse

Die Exaktheit der Anlage, ermöglicht es bereits früh in der Saison die geplante Zielgeschwindigkeiten für den Hauptwettkampf zu erproben und diese immer länger auf der Stelle schwimmend, zu absolvieren. Das erlaubt eine hohe Vorhersagekraft und Steuerung der Wettkampfleistung. Ergänzende Schnelligkeitsübungen in Intervallform mit Höchstgeschwindigkeit sind ebenso möglich.

Für Biomechaniker und Leistungs­diagnostiker schafft das Schwimmen auf der Stelle völlig neue Analysemöglichkeiten. Mehrere Kameras innerhalb und außerhalb der Beckens erfassen die Schwimmtechnik des Athleten mehrdimensional. So lassen sich nicht nur einzelne Fehlerbilder erkennen, sondern auch mit dem Ursprungsproblem zusammenhängende Fehlerketten während der Schwimmanalyse bestimmen.

Die Kraft des Wasserwiderstandes

Im Gegensatz zum freien Schwimmen und dem damit verbundenen Streckengewinn fließt das Wasser in exakt abgestimmter Geschwindigkeit auf den Schwimmer zu. Dabei entwickelt man nicht nur erstmalig ein Gefühl für das eigene Tempo, sondern erfährt intensiv die enormen Widerstandskräfte des Wassers.

Schon bei geringen Geschwindigkeiten um einen Meter pro Sekunde (1:40min/100m) spürt man den großen Widerstand des Wassers. Auf diese Weise bekommt man ein Gefühl, welche Bedeutung eine hydrodynamisch günstige Wasserlage hat. Schließlich wirken während des Schwimmens mit dem Frontalwiderstand sowie den Verwirbelungen und dem Endsog gleich mehrere Widerstände auf den Athleten ein.

Diese bremsenden Faktoren zu minimieren ist deshalb die Hauptaufgabe eines Schwimmers. Häufige Fehlerquellen, wie fehlende Armstreckung und Zugeinleitung, eine zu hohe Kopfhaltung, schlingernde Rumpfbewegungen, starke Rotationen oder ein umrhythmische Beinschlag sind beim Schwimmen im Schwimmkanal präzise erkennbar. Schnell lässt sich durch leichte Korrekturen der Körperposition eine kraftsparendere Schwimmtechnik in zweistelliger Prozenthöhe erzielen. Und letztlich erhält man einen doppelten Nutzen: Mit dem sinkenden Energieverbrauch, steigen Geschwindigkeit und Ausdauer!