Auch 2014 war die Mitteldistanz in Erlangen wieder das Finale meiner Triathlonsaison und entsprechend auch die gesamte Vorbereitung auf den Saison-Höhepunkt ausgerichtet. Denn schließlich war noch einen Rechnung aus dem Vorjahr offen. Zum 25. Mal fand Erlangen heuer bereits statt und konnte mit idealen Wettkampfbedingungen und bestem Triathlon-Wetter glänzen. Die Erlanger Mitteldistanz ist vom Zeitpunkt Anfang August, mit seinen Strecken über 2km Schwimmen, 80km Radfahren und 20 km Laufen sowie der guten Organisation perfekt für den Abschluss einer langen Triathlon-Saison. Ich war bereits zum fünften Mal am Start und hatte seit langem ein offene Rechnung mit der mittelfränkischen Mitteldistanz. Mal waren es ein Defekt, mal eine schlechte Tagesform und 2013 dann ein Infekt der mir ein völlig neues Triathlonerlebnis bescherte, wie ihr in meiner Kolumne lesen könnt. Doch zum Jubiläum sollte es mit einer ordentlichen Platzierung und top Zeit endlich aufgehen.

Es waren bisher nicht viel heiße Tage im Sommer 2014, aber die letzten Drei vor der diesjährigen Mitteldistanz in Erlangen waren die Wärmsten und Gewitterreichsten. Es waren aber auch die schwülsten und somit die gewitterigsten Tage des Jahres. Wie beinahe jedes Jahr gab es einen kurzen Regenschauer vor dem Start, der allerdings nicht für Abkühlung sorgte, sondern die Luftfeuchtigkeit weiter steigen lies. Ebenso fast vorhersehbar war, dass die erste Disziplin ohne entsprechender Schwimmhilfe zu bewältigen war – der Neopren blieb somit trocken und die guten Schwimmer hatten wenigsten im Main-Donau-Kanal den Vorteil ihre stärken auszuspielen.

Erstmals hatte ich die Ehre bei den Männern ganz oben in der Startliste zu stehen und mein Bike auf Position eins einzuchecken. Wenngleich das nicht gleichzeitig die Startnummer 1 bedeutete, in Erlangen ist das eben die Nummer 385. In der mittelfränkischen Metropole ticken die Uhren eben etwas anders. Entsprechen motiviert und hoch waren die eigenen Erwartungen, eine farbig markierte Badekappe hatte ich allerdings nicht bekommen – zum Glück.

Der Start erfolgte fünf Minuten und 500 Meter nach den Triathleten der Kurzdistanz pünktlich um 9:05 Uhr unterhalb der Dechsendorfer Kanalbrücke. Aufgrund der Schleusungen hieß es bis zur Wendeboje erst gegen die Strömung zu schwimmen und auf dem Rückweg dann der bekannte Kampf durch das langsame Feld der Kurzdistanzler. Das sorgt jedes Jahr für Stress unter allen Beteiligten und zahlreich Blessuren. Während die guten Schwimmer der Mitteldistanz, mitunter auch ich, an schnellen Schwimmzeiten gehindert werden und somit nach nur der Hälfte der Schwimmstrecke ihren Vorsprung nicht weiter ausbauen können, müssen sich die hinteren Schwimmer der Kurzdistanz fühlen, als würden sie von einem Tsunami überrollt. Warum man das partout seit Jahrzehnten nicht ändert, ist mir ein Rätsel, zumal es auch schon frontale Zusammenstöße der beiden Startgruppen gab. Die Startphase ist in Erlangen noch der entspanntere Teil der ersten Disziplin.

Nichts destotrotz bin ich als Sechster aus dem Kanal gestiegen. Ich hatte zwar auf den ersten 1000 Metern eine ungünstige Strömung erwischt und fast den gesamten Hinweg gebraucht, um wieder den Anschluss an die Führungsgruppe herzustellen. Der Rückweg verlief dann den beschriebenen Umständen entsprechend besser. Nach nur 90 Sekunden saß ich schließlich auf meinem Speedmax – immerhin – denn vom Schwimmausstieg, durch die Wechselzone und dem Radaufstieg ist eine Länge von 400 Metern zurückzulegen.

Die Taktik auf dem Rad hieß heute: eine moderate erste Runde und stark die Anstiege zu fahren, in der zweiten Runde hart fahren und an den Anstiegen moderater. Doch schon nach 20 km und im zweiten Anstieg ist mit dem Schaltvorgang die Kette nach innern gefallen. Wer eine elektronische Schaltung fährt, kennt das Problem, das ihm jetzt bevorsteht – ich fahre eine Di2. Absteigen mitten im Berg, die Kette mit Hand wieder auflegen und im Anstieg wieder auf das Rad steigen. Entsprechend angepisst habe ich den Berg hoch gebohrt und meine Taktik sofort auf durchgängig hart geändert. Die verlorenen Plätze waren nicht eingeplant und so stieg ich nach den 80 Kilometern nur als Dreizehnter vom Rad. Somit wechselte ich auch schneller als geplant in die Laufschuhe und ließ die Socken weg, um beim Laufen wieder meine geplante Renntaktik einhalten.

Ich lief zügig an und kam auch wie gewollt in einen guten Rhythmus. Die ersten 5 km waren konstant, um dann mit neuer Taktik ab meiner ersten Verpflegungsstelle gehend zu trinken, ein halbes Gel einzunehmen und nach 40 Metern weiterzulaufen. Das funktionierte recht gut, auch wenn es mir anfangs mental etwas schwer fiel. Ich trank die geplante Menge in kleinen Schlücken und konnte anschließend wesentlich schneller weiterlaufen. Das wiederholte ich alle 5 km.

Nach hälfte der Strecke wurde es schwer. Ich hatte das Gefühl meine Beine nicht mehr vom Boden zu bekommen und erhöhte daher die Frequenz mit kürzeren Schritten. Als ich aus dem Stadium raus auf die zweite Hälfte lief, hieß es, dass die Triathleten der Kurzdistanz nun seit fast 3:25 Stunden unterwegs sind. Ich rechnete, denn wir waren 5 Minuten später gestartet und kam zu dem Schluss, dass sich eine Sub 4 noch ausgehen könnte. Das würde zwar hart und es wurde auch zäh, dennoch hielt ich an meiner Taktik fest.
Die Gehpausen waren positiv und ich entschied mich bei 2,5 km vor Schluss auch noch einmal zu Trinken und nahm erstmals Cola. Das klebte zwar grausam im Mund, der Zucker mit dem Koffein half. Waren es ja nur 2 km zurück ins Stadion und ich war tatsächlich immer noch überraschend zügig unterwegs.

Ich schaltete noch einmal einen Gang höher, was zwar weh tat aber allmählich schoss das Adrenalin mit der Vorfreude auf das Finish ein. Ich hatte nur eine ungefähre Ahnung an welcher Position ich mich befand, nur, dass ich mehr überholt habe als mich überholt hatten und noch eine Zeit unter 4 Stunden möglich war. Ich hatte nur noch den Tunnelblick als es ein letztes Mail über die Kanalbrücke lief. Am Kanal und Stadion entlang laufend hörte ich dann den Sprecher, dass die Top Ten noch nicht voll sind und noch nicht die 4 Stunden durch sind.

Ich versuchte noch einmal die Knie ordentlich zu liften und bog von der Tartanbahn in die Zielrunde ein. Erst auf den letzten Metern war endlich die Uhr zu sehen.

3:59:15 H – SUB4 done – Rechnung beglichen
Und zu meiner Überraschung war das Platz 9 Gesamt beim Erlanger Triathlon 2014 . Meine Freude über das schöne Ergebnis zum Saisonfinale war und ist noch immer so groß, dass der 4. Platz in der AK M40 und damit erstmals nicht auf dem Podium, mein Glück nicht trüben konnte. Das heißt doch nur, dass wir 40er somit die neuen 30er sind und ganz vorne mitmischen.

That’s It – Triathlon Season 2014 finished