Klick, klick, die ersten Pedaletritte sind noch schwer, es ist frisch im Vinschgauer Tal, auf 2757 Meter erleuchtet bereits das Ziel im Sonnenaufgang. Dazwischen 48 Kehren auf 24,6 Kilometer: Der Passo Stelvio – Zweithöchster Alpenpass nach dem Col de l’Iseran. Doch statt direkt die Nordostrampe von Prad aus zu nehmen, fahre ich über Glurns und Santa Maria Val Müstair durch die Schweiz, um erst den Passo Umbrail zu bewzingen.

 

PAPA IS A RIDING STONE Mit dem Rennrad über Stelvio, Sella und Valparola 2 / Das Vinschgau ist frisch im Morgengrauen © stefandrexl.com

PAPA IS A RIDING STONE Mit dem Rennrad über Stelvio, Sella und Valparola 2 / Das Vinschgau ist frisch im Morgengrauen © stefandrexl.com

Die Kette surrt, die Trittfrequenz ist hoch und kaum ein Mensch ist so früh am Morgen auf den Strassen unterwegs. Die Beine werden allmählich locker nach der langen Anreise im Auto und die kühle Luft macht munter. Ein latenter Vorteil, fährt man nicht sofort in den Anstieg und kann ein paar Kilometer einrollen. Vorbei an Laatsch ist die Lockerheit auch schon wieder vorbei, es geht hinauf nach Taufers im Münstertal und über die schweizer Grenze. Die ersten zehn Kilometer liegen hinter mir und ich erreiche Santa Maria.
 

PAPA IS A RIDING STONE Mit dem Rennrad über Stelvio, Sella und Valparola 2 / Die Serpentine im Val Muraunza hinauf zum Passo Umbrail © stefandrexl.com

PAPA IS A RIDING STONE Mit dem Rennrad über Stelvio, Sella und Valparola 2 / Die Serpentine im Val Muraunza hinauf zum Passo Umbrail © stefandrexl.com

IM RHYTHMUS DER SERPENTINEN

An der einzigen Kreuzung im Dorf geht’s diesmal für mich links ab und hinein in den Passo Umbrail mit gleich zehn Prozent. Gerade aus käme man über den Ofenpass nach Zernez oder Livigno. Wer die Kreuzung nicht kennt, steht erst einmal vor einer Rampe. Die ersten beiden Kilometer im Wiegetritt, dann beginnt der Takt der Serpentinen, mein Rhythmus für die nächsten 75 Minuten.
 

PAPA IS A RIDING STONE Mit dem Rennrad über Stelvio, Sella und Valparola 2 / Gipfelglück weicht dem Tunnelblick am Passo Umbrail © stefandrexl.com

PAPA IS A RIDING STONE Mit dem Rennrad über Stelvio, Sella und Valparola 2 / Gipfelglück weicht dem Tunnelblick am Passo Umbrail © stefandrexl.com

DER TUNNELBLICK WEICHT EINEM GLÜCKSGEFÜHL

Nach dem letzten Gasthof ist man alleine mit sich selbst, seinem Rennrad und dem Berg. Eine flache Passage durch das Val Muraunza nimmt etwas Druck zum verschnaufen, bevor ich die letzten vier Kilometer zur Passhöhe angreife. Die Baumgrenze liegt hinter mir und die Strasse schlängelt sich den Berg entlang mit wechselnden Kehren und meist elf Prozent. Den Passo Umbrail auf 2503 Meter markieren ein paar Rifugios mit der verlassenen Zollstation. Mein angestrengter Tunnelblick der letzten Stunde weicht einem ersten Glückgefühl. Nach einem kurzen Fotostopp und lockeren hundert Meter trifft die Passstrasse auf Südwestrampe von Bormio und die letzten 264 Höhenmeter hinauf zum Passo Stelvio folgen.
 

PAPA IS A RIDING STONE Mit dem Rennrad über Stelvio, Sella und Valparola 2 / Das Finale der Südwestrampe zum Passo Stelvio © stefandrexl.com

PAPA IS A RIDING STONE Mit dem Rennrad über Stelvio, Sella und Valparola 2 / Das Finale der Südwestrampe zum Passo Stelvio © stefandrexl.com

DER GEIST WIRD WIEDER HELL WACH AM STELVIO

Es ist deutlich kühler und die Luft dünner hier oben, aber zum Glück ist man aus dem schattigen Muraunza Tal in der Sonne. Die Serpetinen sind hier micht mehr so eng, die Steigung aber weiterhin asnpruchsvoll. Die Konzentration lässt aufgrund der Höhe etwas nach, aber auch die fantastische Aussicht über sämtliche Gipfel um mich herum lenkt von der Anstrengung ab. Nach zwei Stunden ist die Passhöhe erklommen und ich stehe überwältigt auf 2757 Höhenmeter. Der Schmerz der Schinderei verfliegt schnell und der Geist wird wieder hell wach am Stelvio, zwei Cappuccini erledigen das Übrige.
 

PAPA IS A RIDING STONE Mit dem Rennrad über Stelvio, Sella und Valparola 2 / Wir sind wohl nicht die ersten am Passo Stelvio © stefandrexl.com

PAPA IS A RIDING STONE Mit dem Rennrad über Stelvio, Sella und Valparola 2 / Wir sind wohl nicht die ersten am Passo Stelvio © stefandrexl.com

1.842 HÖHENMETER IN NUR 45 MINUTEN ABGEBAUT

Mit demütigen Blick auf das imposante Ortler Massiv mit seinen Gletscherkappen in 3905 Höhe geniesse ich jetzt die Abfahrt über die Nordostrampe hinunter zum Startort. Mit purer Freude geht’s durch jede Serpentine und einem sportlichen Gruss jedem entgegenkommende Radpsortbegeisterten. In 45 Minuten sind zwei Stunden hart erarbeitete, schweisstreibende 1.842 Höhenmeter wieder abgebaut und Prad wieder erreicht: Klack, klack!
 

PAPA IS A RIDING STONE Mit dem Rennrad über Stelvio, Sella und Valparola 2 / Demütiger Blick auf das imposante Ortler Massiv mit seinen Gletscherkappen © stefandrexl.com

PAPA IS A RIDING STONE Mit dem Rennrad über Stelvio, Sella und Valparola 2 / Demütiger Blick auf das imposante Ortler Massiv mit seinen Gletscherkappen © stefandrexl.com

CONTINUE WITH PART TWO > > >

 
 

DAS KÖNNTE DICH AUCH INTERESSIEREN

5 Tipps für mehr Druck: Härter, stärker, schneller
Espresso ist Rennradkultur und macht Druck
SUGAR & PAIN ENDLESS SEASON RIDE
 
 

PHOTOCREDITS

Stefan Drexl
 
 

INFO

Stelvio
Vinschgau
Val Müstair
Südtirol
Glurns
Sella Ronda Bike Day
Alta Badia
Val Gardena
 

LESENSWERT

Mit dem Rennrad auf einen Berpass? Warum nur? Darum! (Süddeutsche Zeitung)
Alpenpässe für Radfahrer (Süddeutsche Zeitung)
 

QUELLEN

Wikipedia Grödner Joch
Wikipedia Valparola Pass
Wikipedia Passo_di_Falzarego
Wikipedia Pordoi Joch
Wikipedia Sella Joch
Wikipedia Stilfser Joch
Wikipedia Umbrail Pass
Quäl Dich / Pässe