Die meisten Menschen denken, dass Arabica generell die bessere Bohne und Robusta qualitativ eher schlechter sei. Das wird uns seit vielen Jahrzehnten durch die Bezeichnung „100% Arabica“ weiss gemacht. Kaffee aus Arabicabohnen wird daher grundsätzlich geschmacklich hochwertiger eingeschätzt als aus Bohnen der Sorte Robusta. Arabica ist in der Regel säuerlich, fruchtig und schokoladig und enthält weniger Bitterstoffe. Die Robustabohne hingegen überzeugt mit mehr Volumen, wird eher bitter, nussig und intensiver geschmeckt. Ein guter Espresso vereint in der Regel beide Bohnen und besteht aus einer Mischung der beiden Sorten im Verhältnis von 70% Arabica zu 30% Robusta. Von großen Kaffeeröstereien wird aber meist suggeriert, dass ausschließlich Kaffee aus 100% Arabica Bohnen von höchster Qualität sei. Grundsätzlich ist das erst einmal nicht ganz falsch. Jedoch ist es auch wichtig zu wissen, dass Arabica nicht gleich Arabica ist und 100% nicht unbedingt ein Qualitätsmerkmal sein muss. Aber was bedeutet denn nun 100% Arabica tatsächlich und was unterscheidet Arabica von Robusta Kaffee eigentlich?

Arabicakaffee, wird von den meisten Kaffeeproduzenten als die hochwertigste Kaffeesorte mit bester Qualität verkauft, während Robustakaffee als eher qualitativ minderwertig bezeichnet wird. Unbestritten ist die Aromenvielfalt der Arabicabohne, sie reicht von blumig bis schokoladig und auch ihr milderer Geschmack. Denn es überwiegen besonders viele fruchtige Aromen, die sich durch eine leichte Säurenote bemerkbar machen – ein Merkmal des geringeren Koffeingehalts. Zu unrecht wird im Vergleich die Robusta sehr oft als Kaffebohne mit „minderer“ Qualität beschrieben, denn es gibt qualitativ hochwertige Sorten, die vollmundig intensiv, ja fast schokoladig bitter oder toastig schmecken. Für Laien sehen die Bohnen der beiden Sorten auf den ersten Blick sehr ähnlich aus. Aber das täuscht. Das deutlichste Unterscheidungsmerkmal sind die Bohnen in Form und Grösse. Robustabohnen sind rundlicher und kleiner und haben einen fast geraden Einschnitt auf der flacheren Seite. Arabicabohnen dagegen sind insgesamt grösser und flacher, die Form ist deutlich ovaler. Die Einkerbung auf der flachen Seite ist in sanfter S-Form geschwungen – je nach Herkunft mehr oder weniger deutlich. Der genetische Code verteilt sich bei der Robusta auf 22 Chromosomen, die Arabica hat doppelt so viele. Das zeigt sich in Details wie Form und Farbe der Blätter, ganz besonders aber beim Wuchs. Während wild wachsende Robustas bis zu 10 m hoch werden können, begnügt sich die Arabicapflanze mit nur 6 – 8 m, was wohl auch mit den Hochlagen zu tun hat.

Schmeckt 100% Arabica denn grundsätzlich besser?

Mit der Bezeichnung „100% Arabica“ lassen sich von den Importeuren und Kaffeeröstereien wesentlich höhere Preise auf dem Markt durchsetzen. Derweil ist „100% Arabica“ einfach nur eine simple Inhaltsangabe und hat keine Aussage über die Qualität des Inhalts. „100% Arabica“ sagt auch rein gar nichts darüber aus, ob dir der Kaffee schmecken wird oder nicht. Interessanterweise zeigt die Erfahrung, dass bei einer Verkostung verschiedener Kaffees, meistens eine Mischung mit Robusta-Anteil bevorzugt wird, denn sie ist harmonischer und kommt dem individuellen Geschmacksempfinden am nächsten. Der Grund liegt wohl in der Verbindung zu Italien, dem Heimatland des Espresso, wo uns der Kaffee fast immer am besten schmeckt und dort immer Mischungen mit Anteilen von Robusta verwendet. Denn auf den intensiven Geschmack einer hochwertigen Robustabohne möchte in Italien niemand verzichten.

KOFFEIN IM BLUT: Arabica versus Robusta – die Qualität und Mischung macht’s / … und der Barista zaubert die Blume in den Milchschaum © stefandrexl.de

KOFFEIN IM BLUT: Arabica versus Robusta – die Qualität und Mischung macht’s / … und der Barista zaubert die Blume in den Milchschaum © stefandrexl.de

Arabica oder Robusta – worin liegt der Unterschied?

Die Kaffeekirschen, in dessen Kern die Kaffeebohnen reifen, wachsen an einem Kaffeebaum oder –strauch der Familie der Rotgewächse (Rubicacae) und gehören zur Gattung Coffea (Kaffee) mit etwas mehr als 120 bekannten Sorten. Wirtschaftliche bedeutend sind derzeit lediglich zwei Arten: Die Coffea Arabica und die Coffea Canephora, bekannt unter der Bezeichnung Robusta. Natürlich existieren noch weitere Kaffeesorten, die weltweit auch angebaut und getrunken werden. Da sie aber wirtschaftlich eher unbedeutend sind, ist es in Europa sehr schwierig diese Kaffeesorten zu erwerben. Die beiden beliebtesten Kaffeesorten, Coffea Arabica und Coffea Canephora sind durchaus zwei unterschiedliche Pflanzen. Die in ihrem Ursprung aus Äthiopien stammende Coffea Arabica bevorzugt höhere und kühlere Lagen von 800 – 2500 Meter und ist wesentlich senibler für Krankheiten oder beir Temperaturschwankungen. Aufgrund der erforderlichen Höhenlage des Arabicas sind die bevorzugten Anbaugebiete in Südamerika und Afrika. Die Arabicabohne wird generell als feiner, komplexer und mit einer wohlschmeckenden Fruchtsäure beschrieben. Der Koffeingehalt derArabica liegt bei etwa 1,1 – 1,7%.

Im Vergleich dazu ist die Coffea Canephora mit der Robustabohne, wie ihr umgangssprachlicher Name schon beschreibt, deutlich robuster. Die Coffea Canephora stammt aus West- und Zentralafrika, sie ist viel widerstandsfähiger und wächst am besten im feuchteren und wärmeren Klima tieferer Lagen von 200 – 300 Metern. Es gibt auch keinen Grund, ihren Anbau in höhere Regionen zu verlegen. Die Coffea Canephora kann in großen Mengen in den niedrigeren Lagen gut in größeren Mengen angebaut werden. Aus diesem Grund hat sich Vietnam als das weltgrößte Anbauland von Robusta entwickelt und sich in der Kaffeeproduktion auf den zweiten Platz hinter Brasilien geschoben, noch vor allen afrikanischen und anderen südamerikanischen Ländern. Die Coffea Canephora trägt erheblich mehr Früchte, die auch schneller reifen. Ihr Geschmack wird meist als wesentlich bitterer und rassiger beschrieben. Auch besitzt Robusta im Vergleich zu Arabica einen deutlich höheren, ja fast doppelten Koffeingehalt von 2 – 4,5%. Während der Koffeingehalt durch das Rösten kaum zu beeinflussen ist, können die Chlorogensäuren durch langsame und schonende Röstverfahren deutlich reduziert werden. Auch beim Gehalt an Chlorogensäuren hat die Robustabohne die Nase vorn. Diese Säuren sind harntreibend und können bei magenempfindlichen Menschen unter Umständen Unwohlsein und Verdauungsstörungen verursachen.

Hohe Preise – mindere Qualität – der deutsche Arabica

Nach Öl ist Kaffee ist der am meisten gehandelte Rohstoff der Welt und deshalb wird sein Preis in der Regel auch an den internationalen Rohstoffmärkten festgelegt. Allerdings werden in New York und London nur die beiden Sorten Arabica und Robusta gehandelt, was individuellen Qualitätsabstufungen, anderen Herkunftsländern oder Sorten natürlich keinen Handlungsspielraum mehr lässt sich auf dem Weltmarkt zu präsentieren. Immer mehr Kaffeeproduzenten bevorzugen daher den „direkten“ Handel mit den Erzeugern ohne den Umweg über die komplexen Börse zu nehmen und von deren Preispolitik abhängig zu sein. Das hat große Vorteile, ganz besonders für die bewußten Kaffeegenießer unter den Kunden. Der Kaffeeproduzent kann sich dadurch für einzelne Erzeuger und ihre individuellen Sorten, bestimmte Anbaugebiete und Herkunftsländer entscheiden und vor allem seine gewünschte Qualität auswählen. Da der Arabica international nicht nur geschmacklich als der qualitativ hochwertigere Kaffee bezeichnet wird und sein Anbau in den Hochlagen erheblich aufwendiger ist, liegen natürlich auch der Börsenpreis deutlich höher als die der Robustabohne. In Deutschland landet in der Regel die schlechteste Qualität an Kaffeebohnen – Industrieware. Das liegt daran, dass hierzulande selbst am Kaffee gespart wird, vielmehr an dessen Qualität, denn für den „Coffee to go“ oder aus der Kapsel verschiedener Marken zahlt man bereitwillig überteuerte Preise – allerdings für den Lifestyle und nicht für die Qualität des Inhalts.

Kaffee – eine Frage des guten Geschmacks?

Kaffee aus der Arabicabohne besitzt eine höhere geschmackliche Komplexität im Vergleich zu Robusta. Entscheidend ist dafür natürlich die exakte Bedeutung von geschmacklicher Komplexität im Kaffee zu verstehen. So werden generell intensive und kräftige Aromen in Richtung Nuss, Schokolade, Karamell bevorzugt, während ein großes Säurespektrum und Fruchtigkeit nur wenigen Menschen zusagen. Nun ist aber vor allem die Säure eine bedeutende Eigenschaft des hochwertigen Arabica. Das führt in der Konsequenz leider dazu, dass die meisten Arabicabohnen im mitteleuropäischen Raum zu dunkel geröstet werden, um den fruchtigen und säuerlichen Geschmack in den Hintergrund treten zu lassen.

Nun ist der Robusta hingegen eigentlich genau dafür gerade zu prädestiniert, um dieses weniger fruchtiges und säuerliches Geschmackserlebnis im Kaffee hervorzurufen. Sein Geschmack ist deutlich kräftiger, herzhafter und besonders mit Milch als Cappuccino erzeugt der Robusta meist eine schokoladige Note. Aus diesem Grund werden besondere Mischungen aus beiden Sorten hergestellt, sogenannte „Blends“, welche die verschiedenen Qualitäten des Arabicas und Robustas kombinieren. Diese Kombination ermöglich es dem Röster die besten Eigenschaften der beiden Bohnesorten durch die Röstung herauszuholen, sie zu verstärken und ein einzigartiges Geschmackserlebnis zu erzeugen.

Was ist denn jetzt besser- Arabica oder Robusta?

Ob nun deshalb Arabica oder Robusta der bessere Kaffee ist, das ist letztendlich eine Frage des Geschmacks, denn es sind schlichtweg zwei völlig unterschiedlich Bohnen- und Kaffeesorten. Es kommt einfach darauf an, was man persönlich bevorzugt und welches Ergebnis man möchte, denn beide Kaffeesorten können zu einem guten Geschmackserlebnis führen. Richtig ist, dass günstige Robustasorten mit minderer Qualität auch meist einen schlechtere geschmacklich Qualität aufweisen, als das grundsätzlich schon einmal bei Arabica der Fall ist. Vor allem Großröster verlangen häufig nach sehr billigem Robusta für günstig gemahlene Kaffees um die Packungen zu füllen. Und weil Robusta leichter und einfacher hergestellt werden kann, wird er eben häufig für diesen Zweck missbraucht. Allgemein werden die Arabicabohnen geschmacklich höher eingeschätzt als die Robustas. Sie sind in der Regel weicher, aromatischer und weniger bitter. Dafür überzeugen die Robustas mit dem besseren Körper. Viele Espressosorten möchten das Beste aus beiden Welten vereinen und bestehen deshalb aus einer Mischung beider Arten.

„In Vino veritas“ gilt auch für Kaffee

Am besten lassen sich die beiden bekanntesten Kaffeebohnen mit den verschiedenen Weinsorten vergleichen. Grundsätzlich zu behaupten, „Robusta sei qualitativ schlechter“ wäre vergleichbar mit der Aussage „Rotwein ist qualitativ schlechter als Weißwein“. Diese Behauptung ist falsch und nicht haltbar, denn seit einigen Jahren werden von immer mehr Kaffeebauern qualitativ hochwertige Robusta-Kaffees angebaut und die Nachfrage unter den Röstereien steigt. Es gibt sensationell gute Röstungen speziell für Espresso, die aus 100% Robusta bestehen und in Geschmack und Qualität, als auch im Preis über manchem hochwertigen Arabica liegen. Und so schließt sich der Kreis und wir stellen fest, dass die Aussage 100% Arabica oder Robusta alleine kein Qualitätsmerkmal sein kann.

Stünde auf einer Flasche Wein „100% Rotwein“, so heißt das eben auch nur in der Flasche ist 100% Wein aus roten Trauben. Nicht mehr und auch nicht weniger. Selbst wenn auf dem Etikett „100% roter Bordeaux“ stehen würde, dann würde das auch nichts über die Qualität des Inhalts aussagen, denn auch bei Rotweinen aus der Region Bordeaux gibt es deutliche Qualitätsunterschiede. Das ist auch die Wahrheit bei Kaffeebohnen und so werden an den internationalen Rohkaffeebörsen die unterschiedlichsten Qualitäten an Arabicabohnen gehandelt – und das zu völlig unterschiedlichen Preisen und aus völlig unterschiedlichen Ländern, wie den Brasilianischen Santos, Äthiopischen Yirgacheffe oder einen neue Arabicasorte von Haiti. Das selbe gilt natürlich auch für die Kaffeebohnen des Robusta. Es gibt günstige Robustabohnen aus dem Vietnam, und teure, qualitativ hochwertigere, wie den Indischen Monsooned Robusta oder den bekannten Indonesischen Java.

Mein Fazit

Möchte man in Zukunft Kaffee mit hervorragender Qualität und einem wunderbaren Geschmackserlebnis, so kauft man seine Kaffeebohnen beim nächsten Mal am besten bei einer individuellen mittelständischen Kaffeerösterei in der Region und lässt sich nach dazu beraten. Eine Verkostung der verschiedenen Kaffeesorten vor Ort ist meistens auch möglich. So wird man schnell selbst feststellen, dass Kaffee nicht gleich Kaffee ist und sowohl Robusta als auch Arabica über viel mehr Geschmackserlebnisse und Varianten verfügt, als uns das in der Werbung großer Produzenten suggeriert wird. Die Aussage „100% Arabica“ ist daher keine grundsätzliche Definition für guten Geschmack und beste Qualitat. Ich persönlich bevorzuge eine Mischung qualitativ hochwertiger Kaffeebohnen einer Arabica aus Tansania mit Robusta aus Panama.

Kaffeeröstereien in und um München

Murnauer Kaffeerösterei GmbH, Am Mösl 4, 82418 Murnau
Erste Tegernseer Kaffeerösterei, Café & EspressoBar Felix, Tegernseerstrasse 104, 83700 Weißach, Gde. Kreuth / Tegernsee
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