Ein kurzer Stop auf einen feinen Espresso ist für mich Rennradkultur und Geschmack pur. Jeder Schluck des gerösteten nussigen Bohnensafts ist purer Genuss wie die Serpentinen hinauf zum Passo dello Stelvio. Unter leidenschaftlichen Ciclisti ist eine Pause an einer Caffeteria, ob auf einen Espresso, Marocchino oder Cappuccino schon beinahe ein Ritual. Kaffee zeigt durch die zahlreichen Inhaltsstoffe generell viele Wirkungen, die der menschlichen Gesundheit zuträglich sind. Das natürliche Koffein wirkt sich unter anderem sehr positiv auf unsere Motivation und den Trainingseffekt aus. Aber Kaffee ist nicht gleich Kaffee und neben der Qualität auch eine Frage des persönlichen Geschmacks. Was zeichnet also einen guten Kaffee aus und welche ist die richtige Wahl vor, während und nach dem Training?

KOFFEIN IM BLUT: Ein Espresso ist Rennradkultur und macht Druck – Cappuccino mit Barista-Kunst in der Kaffeebar Patolli © stefandrexl.de

KOFFEIN IM BLUT: Ein Espresso ist Rennradkultur und macht Druck – Cappuccino mit Barista-Kunst in der Kaffeebar Patolli © stefandrexl.de

Der Espresso zwischendurch ist unter Rennradfahrern ein Ritual und unterstreicht einen puristischen Lebensstil. Die konzentrierte Portion Koffein ist ein sehr geschätzter Wirkstoff während und nach einer Radeinheit. Das natürliche Koffein wirkt sanft stimulierend auf das Zentralnervensystem und fördert die Freisetzung von Adrenalin für die Energiegewinnung. Es erhält die Muskelglykogenspeicher und regt den Fettstoffwechsel an. Etwas Koffein im Blut macht wach und ist geradezu optimal für alle Ausdauersportarten, denn ein kurzer Schwarzer vor einer nüchternen Morgenausfahrt erhöht durchaus die Fettverbrennung. Ein übermäßiger Genuss von Koffein kann allerdings die Schlafqualität beeinträchtigen. Zuviel Koffein verändert den Hormonspiegel und reduziert zudem die Fähigkeit die Kohlenhydratspeicher optimal zu nutzen. Das kann sich ungünstig auf die Leistungsentwicklung auswirken und eher zu einer Abwärtsspirale führen. Ich empfehle daher einen massvollen Verzehr von Koffein, um so in den Genuss dessen Vorteile zu kommen, dann, wenn du es auch wirklich brauchst.

KOFFEIN IM BLUT: Ein Espresso ist Rennradkultur und macht Druck – handgefertigte Espressomaschine aus Skandinavien in der Caffèteria MILCH in Hamburg © stefandrexl.de

KOFFEIN IM BLUT: Ein Espresso ist Rennradkultur und macht Druck – handgefertigte Espressomaschine aus Skandinavien in der Caffèteria MILCH in Hamburg © stefandrexl.de

Auf einen Espresso geht immer

Aber welcher Kaffee ist denn eigentlich am Besten und wann ist der richtige Zeitpunkt? Wenn du morgens nüchtern mit dem dem Rennrad los fahren möchtest, dann empfehle ich dir einen Espresso oder doppelten Espresso (dopio) als Wachmacher und Energieschub bevor du auf’s Rad steigst. Ein doppelter Espresso enthält genau die richtige Dosis Koffein, die aktivierend auf den Körper wirkt. Das vermeidet auch den möglichen negativen Effekt der Milch auf nüchternen Magen und du kannst kraftvoll in die Pedale treten.

KOFFEIN IM BLUT: Ein Espresso ist Rennradkultur und macht Druck – feiner nussiger Bohne von Supremo im Cappuccino in der LEHMANN Pattisserie © stefandrexl.de

KOFFEIN IM BLUT: Ein Espresso ist Rennradkultur und macht Druck – feiner nussiger Bohne von Supremo im Cappuccino in der LEHMANN Pattisserie © stefandrexl.de

Auch zwischendurch empfehle ich eher weniger Milch und erneut einen Espresso oder Dopio zu bestellen. Wer’s etwas milder möchte, der nimmt einen Espresso Macchiato, einen Marocchino und wer’s verträgt einen Cappuccino. Das erhält und steigert die Leistung auf langen und intensiven Radtouren. Mehr Milch sollte es dann aber nicht sein, möchte man noch einige Kilometer ohne Magenbeschwerden im Sattel sitzen. Natürlich ist Milch gesund, während des Sports kann die Laktose allerdings schwer vom Darm resorbiert werden. Ebenso empfehle ich Zucker nur in geringen Mengen in den Kaffee zu geben oder am Bestenn ganz darauf zu verzichten. Raffinierter Zucker ist nicht gesund, hemmt er den Fettstoffwechsel und führt zu einem rasanten Anstieg des Blutzuckers, dem nur wenig später ein Leistungseinbruch folgt.

KOFFEIN IM BLUT: Ein Espresso ist Rennradkultur und macht Druck – Espressomaschine in Handmanufaktur gefertigt in der Café Rösterei MAN VERSUS MACHINE © stefandrexl.de

KOFFEIN IM BLUT: Ein Espresso ist Rennradkultur und macht Druck – Espressomaschine in Handmanufaktur gefertigt in der Café Rösterei MAN VERSUS MACHINE © stefandrexl.de

Nach dem Training ist Milch für die Regeneration und das Immunsystem optimal. Ein Cappuccino, eine Latte Macchiato oder ein Kaffee Americano mit Milch, dann aber auch Vollmilch mit der extra Portion Kalorien. Sie enthält wichtiges Protein, Kalzium und gesunde Fette, alles essentielle Nährstoffe, die unsere Beinmuskulatur nach einer kräftezehrenden Radtour gut vertragen kann, um uns schnell zu erholen.

KOFFEIN IM BLUT: Ein Espresso ist Rennradkultur und macht Druck – Rennradrahmen aus der legendären Rahmenschmiede Cinelli in der Café Rösterei Man Versus Machine © stefandrexl.de

KOFFEIN IM BLUT: Ein Espresso ist Rennradkultur und macht Druck – Rennradrahmen aus der legendären Rahmenschmiede Cinelli in der Café Rösterei Man Versus Machine © stefandrexl.de

Die Hochlagen für die Höchstform

Die verschiedenen Arten von Kaffeebohnen enthalten mehr oder weniger Säure. Wer also einen empfindlichen Magen hat, was während des Trainings durchaus sein kann, der sollte eher Kaffeesorten mit einem geringeren Gehalt an Chlorogensäuren wählen. Generell enthalten Kaffeebohnen, die in höheren Lagen, wie in Kenia wachsen, mehr Säure als diejenigen, welche auf Plantagen in eher geringeren Höhen, wie in Indonesien. Durch die Röstung kann der Säuregehalt der Kaffeebohne allerdings ebenso verringert werden – je dunkler, desto niedriger der Säuregehalt und desto schonender für Magen und Darm. Der Koffeingehalt wird durch das Rösten jedoch kaum beeinflusst.

KOFFEIN IM BLUT: Ein Espresso ist Rennradkultur und macht Druck – Legendäre Kaffeemühle von Mahlkönig in der Café Rösterei MAN VERSUS MACHINE © stefandrexl.de

KOFFEIN IM BLUT: Ein Espresso ist Rennradkultur und macht Druck – Legendäre Kaffeemühle von Mahlkönig in der Café Rösterei MAN VERSUS MACHINE © stefandrexl.de

Etwa 110 mg Koffein sind in 100 ml Espresso enthalten. Pro Tag sind für einen gesunden Menschen ungefähr 400 mg Koffein zu empfehlen. Möchte man die Wirkung von Koffein für die Leistungssteigerung wirklich für sich nutzen, dann sollte man wie bei Kohlenhydraten als Ausdauersportler die Dosis und den Zeitpunkt richtig wählen.

Hohe Qualität, guter Geschmack – die Heimat des Espresso

Die zwei bekanntesten Kaffeesorten sind Arabica und Robusta. Die nördlich der Alpen verbreiteste Kaffeebohne Arabica enthält zwischen 1,1 bis 1,7 % Koffein und die Robusta, besonders in Italien populär enthält immerhin 2,0 bis 4,5 % Koffein bietet. 70 % aller Kaffeesorten bestehen aus der Arabicabohne, denn ihr Geschmack ist in der Regel weicher, aromatischer und weniger bitter. Den Arabica-Kaffee erkennt man an seinem starken Duft, seiner hellhaselnussbraun-rötlichen Creme und die feinere, fruchtigere Geschmacksnote. Im Vergleich zur Sorte Arabica ist die Kaffeepflanze Robusta, wie der Name schon sagt, widerstandsfähiger. Nicht nur Parasiten und Krankheiten, sondern auch hohe Temperaturen machen ihr weniger aus als der Arabica.

KOFFEIN IM BLUT: Ein Espresso ist Rennradkultur und macht Druck – ein Klassiker mit zuzverlässiger Bohnenqualität im Café SEGAFREDO © stefandrexl.de

KOFFEIN IM BLUT: Ein Espresso ist Rennradkultur und macht Druck – ein Klassiker mit zuzverlässiger Bohnenqualität im Café SEGAFREDO © stefandrexl.de

100 % Arabica sagt rein gar nichts über die Qualität des eingekauften Kaffees aus. Auch nichts darüber, ob Ihnen der Kaffee schmeckt oder nicht. Ich habe die Erfahrung, wenn ich Freunden drei verschiedene Espressi (blind Verkosten lasse, dass sie die Kaffeemischung mit dem höheren Anteil an Robustabohnen wählen, weil das ihrem persönlichen Geschmack am nächsten kommt. Denn im Heimatland des Espresso, in Italien schmeckt den ihnen der Kaffee immer so gut weil in den klassischen Caffeteria-Mischungen auch Robusta-Bohnen enthalten sind. Diesen besonderen Geschmack hochwertiger Robusta-Bohnen möchte südlich des Brenner niemand missen. Es gibt sehr viel versprechende Robustabohnen, die exzellente Aromen und feine Geschmackmerkmale entfalten.Ein Espresso ohne Robustaanteil wird für die meisten Italiener ein Widerspruch bleiben und gilt eher als ein allemanisches Gebräu.

Die Dosis macht das Gift

Meine bevorzugten Kaffees, deren Koffeingehalt (100 ml) und richtiger Zeitpunkt während des Radtrainings. Der Koffeingehalt kann je nach Kaffeebohne und Art der Kaffeezubereitung variieren.

PRE RIDE (mg Koffein / 100 Gramm)
Espresso 110 mg
Espresso Dopio 220 mg
Caffè Americano 55 mg
Cappuccino 27 mg

ON TOUR (mg Koffein / 100 Gramm)
Espresso Macchiato 80 mg
Marocchino 165 mg
Caffè Americano 55 mg

POST RIDE & REGENERATION (mg Koffein / 100 Gramm)
Cappuccino 27 mg
Latte Macchiato 15 mg

Meine Top 5 Post Ride Caffeterias München

MAN VERSUS MACHINE Coffee Roasters / Müllerstrasse 23 / 80469 München
AROMA Kaffeebar / Pestalozzistrasse 24 / 80469 München
LEHMANN Patisserie / Holzstrasse 22 / 80469 München
PATOLLI Kaffeebar / Sendlinger Strasse 62 / 80331 München
SEGAFREDO Café / Rosental 1 / 80331 München