THIRD TIME IS A CHARM – ALLE GUTEN DINGE SIND DREI – und so sind’s jetz nur noch Tage bis zum IRONMAN Vichy 2017. Die vergangenen acht Wochen waren sehr intensiv, wie sich’s eben gehört vor einer Langdistanz und besonders erlebnisreich. Mit den beiden traditionellen Triathlonrennen in Karlsfeld und Erlangen war ich im Juli auf der Kurzdistanz und Mitteldistanz am Start. Im August ging’s dann mit dem Rennrad in die Berge nach Südtirol, in die Schweiz und Österreich. Neben langen Trainingseinheiten habe ich noch viele Höhenmeter über manchen legendären Alpenpass, wie den Jaufenpass und das Timmelsjoch, sowie den Ofenpass und das Stilfser Joch für den Feinschliff und mentale Stärke gesammelt.

 
Seit Mittwoch sind wir in der Auvergne, dem Herzen Frankreichs angekommen und es scheint als war die Langdistanz 2016 erst gestern und 2015 letzte Woche. Same same, but different! Wir haben bei unserer Ankunft das gleiche Wetter mit strahlend blauem Himmel, den selben heissen Temperaturen von 34 Grad Celsius und sind sogar im gleichen Zimmer untergebracht. Die verbleibende Zeit bis Sonntag Morgen heisst es jetzt Beine hoch legen und erholen, kühlen Kopf bewahren und gute zu essen.
 

IRONMAN VICHY 2017 The Making of an Ironman Triathlete #3 / Mit Startnummer zwei als Zweiter aus dem Wasser und im Ziel Platz zwei der Altersklasse © Triathlon Karlsfeld

IRONMAN VICHY 2017 The Making of an Ironman Triathlete #3 / Mit Startnummer zwei als Zweiter aus dem Wasser und im Ziel Platz zwei der Altersklasse © Triathlon Karlsfeld

 

IN KARLSFELD MIT STARTNUMMER ZWEI ALS ZWEITER AUS DEM WASSER

Das zehnte Mal in Folge war ich in diesem Jahr beim Triathlon Karlsfeld über die Kurzdistanz am Start. Das bescherte mir von Veranstalter Dieter Asböck zu meiner Freude überraschend die Startnummer zwei und das sogar vor Triathlonprofi Johannes Moldan. Natürlich wollte ich zumindest über die 1500 Meter Schwimme im 21,5 Grad warmen Karlsfelder See dem etwas gerecht werden und so kam ich als Zweiter hinter Profi Moldan mit nur 44 Sekunden Abstand aus dem Wasser. Durch mein fehlendes Tapering in der Vorwoche fehlten über die 45 Kilometer auf dem Rad noch ein paar Prozent Druck in den Beinen und so war durch die übermässig verbrauchte Energie zusammen mit den schwülen Temperaturen auf den 10,5 Kilometern nur noch an ein flottes auslaufen zu denken.

Es reichte mir immerhin noch zu einem 2. Platz in meiner Altersklasse und ich konnte nach diesem Rennen zumindest hinter die Auftaktdisziplin einen Haken setzen. Besonders habe ich mich an diesem Tag aber für meinen Athleten Jakob Heindl gefreut, der mit einem zweiten Platz gesamt hinter Johannes Moldan seine starke Rad- und Laufform demonstriert aber endlich auch gute Schwimmleistung abgeliefert hat.

 

LETZTER TEST AUF DER MITTELDISTANZ HINTERLÄSST FRAGEZEICHEN

Vierzehn Tag darauf sind wir kurz entschlossen noch nach Erlangen, um über die Mitteldistanz des Erlanger Triathlon zu starten. Im Jahr 2015 wurde ich dort gesamt Vierter. Angesichts meiner Vorbereitung auf den IRONMAN Vichy 2017 und dem diesmal sehr starken Teilnehmerfeld war im Grunde im Vorfeld klar, dass eine solch tolle Platzierung nur mit viel Glück drin sein würde. Ich wollte aber einerseits wissen, was auf dem Rad möglich ist, denn im Radlabor München habe ich mit Pascal noch einmal die Sitzposition optimiert. Andererseits wollte ich ein Gefühl für die geplante IRONMAN-Pace bekommen und den Halbmarathon entsprechend laufen. Aus dem Main-Donau-Kanal kam ich schließlich nach 28:15 Minuten über 2000 Meter und bin als Sechster auf den Sattel meines Zeitfahrrades geschwungen.
 

IRONMAN VICHY 2017 The Making of an Ironman Triathlete #3 / Optimierung der Sitzpolsition für die Langdistanz im Radlanbor München © Pascal Ketterer

IRONMAN VICHY 2017 The Making of an Ironman Triathlete #3 / Optimierung der Sitzpolsition für die Langdistanz im Radlanbor München © Pascal Ketterer

 
Mit einer durchschnittlicher Speed von 38,8 km/h über die zwei Radrunden mit 80 Kilometer habe ich schließlich an Position 14 in die Laufschuhe gewechselt. Für die 21 Kilometer habe ich natürlich vorher Laufsocken angezogen, auch um den Wechsel und Ablauf für die Langdistanz zu üben. Doch schon nach wenigen Kilometern haben sich meine Füsse ähnliche wie zuletzt in Lauingen angefühlt und die Fusssohlen zu brennen begonnen, trotz anderer Socken. Ich versuchte es so lange wie möglich zu ignorieren, an den Verpflegungsstellen ging ich ein paar Meter obwohl es muskulär und energetisch keinen Anlass gab. Das linderte zwar diesen brennenden Schmerz aber kostete auch Zeit und Platzierungen. Nach der Hälfte des Halbmarathons nahm ich raus, um die Gefahr einer Verletzung oder Muskelverhärtung zu vermeiden, schließlich wollte ich meine großes Ziel nicht gefährden. So wurde erneut Zweiter meiner Altersklasse und konnte zumindest hinter die zweite Disziplin jetzt auch einen Haken setzen.

 

REGEN BRINGT SEGEN UND MENTALE STÄRKE

Nach einer Woche der Regeneration bin ich für ein intensives Radwochenenden ins Zillertal gefahren, um unter anderem meinen Freund Moritz wieder zu treffen. Intensiv waren bei der Hinfahrt am Freitag von München über 180 Kilometer mit Valepp, Spitzing und Thiersee weniger die Berge und die Hitze als die abschliessenden 60 Kilometer im Regen. Die erste Einheit im Sinne mentaler Härte. Nachdem wir komplett durchgespült Stumm im Zillertal erreicht haben, war die Schwimmeinheit damit auch absolviert.
 

IRONMAN VICHY 2017 The Making of an Ironman Triathlete #3 / Der Spitzingsattel über das Valepp lohnt immer, auch auf dem Weg ins Zillertal © Stefan Drexl

IRONMAN VICHY 2017 The Making of an Ironman Triathlete #3 / Der Spitzingsattel über das Valepp lohnt immer, auch auf dem Weg ins Zillertal © Stefan Drexl

 
Am Samstag habe ich mir dann bei Sonnenschein und erneut warmen Temperaturen das Triple der Stauseen am Talende vorgenommen. Nach Schlegeis mit bis zu 14 Prozent Steigung und Zillergrund mit zwölf lies ich das Stillup aufggrund des Wetterumschwungs lieber links liegen und ersetzte es mit 20 Kilometer im Wettkampftempo zurück zur Unterkunft. Nur fünf Kilometer vor dem Ziel wurde dann aus ein paar Regentropfen das heftigtste Gewitter des Jahres im Zillertal mit Überflutungen und zahlreichen Muhrenabgängen. Auf dem kurzen Heimweg wurde ich genauso nass wie tagszuvor. Nach einem Halbmarathon im Dauerregen am nächsten Tag wurden wir am Montag endlich mit durchgängi Sonnenschein und moderaten 22 Grad belohnt, die wir nach einer frühen Schwimmeinheit für eine Tour nach Brandenberg und zu den Reintaler Seen nutzen. So haben wir in vier Tagen dennoch zwölf Kilometer im Wasser, 400 Radkilometer, 40 Kilometer laufen, wenn auch meist in nassen Schuhen zurück gelegt. Ganz besonders aber hat’s den Kopf gewaschen und den Willen gestärkt.
 

IRONMAN VICHY 2017 The Making of an Ironman Triathlete #3 / Von der Abfahrt des Jaufenpasses geht's direkt in den Anstieg über 29 km zum Timmelsjoch hinauf © Stefan Drexl

IRONMAN VICHY 2017 The Making of an Ironman Triathlete #3 / Von der Abfahrt des Jaufenpasses geht’s direkt in den Anstieg über 29 km zum Timmelsjoch hinauf © Stefan Drexl

 

DIE KÖNIGSETAPPEN ZU TIMMELSJOCH UND STILFSER JOCH FÜR DAS I-TÜPFELCHEN

Das Beste zum Schluss, mit dieser Philosophie bin ich für zwei der letzten Radeinheiten wieder einmal ins zauberhafte Südtirol gefahren. Mit der ersten stabilen Wetterlage über dem Alpenhauptkamm habe ich mir die große Rundtour des Ötztaler Radmarathons vorgenommen. Die Strecke von Zirl im Inntal über Axams zum Brennerpass, von Sterzing über den Jaufenpass (2094 m) ins Passeiertal und dann hinauf zum Timmelsjoch hat nicht nur mehr als 5000 Höhenmeter sondern einen vielseitig hochalpine Landschaft um die Ötztaler Alpen zu bieten. Wir waren an diesem Sonntag leider etwas zu spät gestartet, so dass wir aufgrund der einsetzenden Dunkelheit nicht mehr das Kühtai mitnehmen konnten und das Ziel Ötz am Ende des Tals war. Dieses war der erste Streich, …
 

IRONMAN VICHY 2017 The Making of an Ironman Triathlete #3 / Beeindruckende Bergkulisse am Anstieg zum Timmelsjoch © Stefan Drexl

IRONMAN VICHY 2017 The Making of an Ironman Triathlete #3 / Beeindruckende Bergkulisse am Anstieg zum Timmelsjoch © Stefan Drexl

 

IRONMAN VICHY 2017 The Making of an Ironman Triathlete #3 / Nach Brenner und Jaufenpass der dritte und höchste Strassenpass der Ötztaler Runde, das Timmelsjoch © Stefan Drexl

IRONMAN VICHY 2017 The Making of an Ironman Triathlete #3 / Nach Brenner und Jaufenpass der dritte und höchste Strassenpass der Ötztaler Runde, das Timmelsjoch © Stefan Drexl

 
… der Zweite folgte mit dem Stilfser Joch zwei Tage später zugleich. Was mir 2016 noch wegen eines Wetterumschwungs verwehrt war, das war mir in diesem Jahr endlich möglich. Vom Startort Glurns gings als erster auf den Ofenpass (2149 m) hinauf und dann hinunter Richtung Zernez ab vorher rechts ab durch den Tunnel nach Livigno.
 

IRONMAN VICHY 2017 The Making of an Ironman Triathlete #3 / Auf dem Weg zum Stilfserjoch von Livigno sind der Passo d'Eira und del Foscagno zu überfahren © Stefan Drexl

IRONMAN VICHY 2017 The Making of an Ironman Triathlete #3 / Auf dem Weg zum Stilfserjoch von Livigno sind der Passo d’Eira und del Foscagno zu überfahren © Stefan Drexl

 
Weiter über den Passo d’Eira und Passo di Foscagno hinüber nach Bormio von wo es schließlich über 36 Kehren auf 22 Kilometern mit durchschnittlich 12% Steigung zum Stilfser Joch auf 2757 m hinauf ging, dem zweithöchsten asphaltierten Alpenpass nach den Col de l’Iseran. Nach zwei Cappuccini rollte es dann über die legandäre Südrampe wieder hinunter ins Vinschgau nach Prad und zurüch nach Glurns.
 

IRONMAN VICHY 2017 The Making of an Ironman Triathlete #3 / Von Bormio zum Stilfserjoch sind's 36 Kehren, nach der Hälfte des Anstiegs mit dem steilsten Teilstück von 14% sind schon neun geschafft © Stefan Drexl

IRONMAN VICHY 2017 The Making of an Ironman Triathlete #3 / Von Bormio zum Stilfserjoch sind’s 36 Kehren, nach der Hälfte des Anstiegs mit dem steilsten Teilstück von 14% sind schon neun geschafft © Stefan Drexl

 

DAS BESTE ZUM SCHLUSS

Mit diesen beiden letzten, wunderbaren Touren und den Wochen zuvor mit Zillertal, Erlangen und Karlsfeld war alles getan, was zu tun war und ich begann mit dem Tapering für meinen dritten IRONMAN Vichy 2017. Es gab bisher keinerlei Verletzungen, keine Stürze und erneut ein Jahr, eine Saison ohne Krankheiten und in bester Gesundheit dank der optimalen Balance von Work, Life und Training.
 

IRONMAN VICHY 2017 The Making of an Ironman Triathlete #3 / Im letzten Drittel hinauf zum Passo dello Stelvio kommt der Umbrail Pass von Santa Maria © Stefan Drexl

IRONMAN VICHY 2017 The Making of an Ironman Triathlete #3 / Im letzten Drittel hinauf zum Passo dello Stelvio kommt der Umbrail Pass von Santa Maria © Stefan Drexl

 
Nur wenn Belastung und Erholung stets optimal an den persönlichen Gegebenheiten angepasst sind, wenn Gleichgewicht und Wohlbefinden stimmen, nur dann ist man in der Lage durch ein individuelles Training, mit der richtigen Ernährung und mit etwas Disziplin seine persönlichen Ziele erfolgreich zu erreichen.
 

IRONMAN VICHY 2017 The Making of an Ironman Triathlete #3 / Es ist vollbracht - die Königsetappe der Radsaison und Vorbereitung auf den IRONMAN Vichy 2017 © Stefan Drexl

IRONMAN VICHY 2017 The Making of an Ironman Triathlete #3 / Es ist vollbracht – die Königsetappe der Radsaison und Vorbereitung auf den IRONMAN Vichy 2017 © Stefan Drexl

 
Ich habe in den vergangenen acht Monaten sehr viele neue Erfahrungen sammeln können, lange Bewährtes hinterfragt, einiges Neues ausprobiert, manche Dinge wieder verworfen und manches etabliert. Ich habe auf meinem langen Weg im Wasser, auf dem Rad und zu Fuss wieder eine Menge dazu gelernt, tolle Gespräche geführt und neue Freunde gewonnen. Einige Athleten haben meinen Weg gekreuzt und mich begleitet, mancher kurz und andere länger, doch alle haben daran irgendwie Teil gehabt..
 
Das Ziel, es war das Gleiche, aber der Weg war ein anderer. Nur wer neue Wege geht, der kann eigene Spuren hinterlassen und neue Erkennntnisse gewinnen. Drei Tage vor meiner dritten Langdistanz haber ich dieses erste Ziel bereits erreicht und kann am kommenden Sonntag noch einen Punkt dahintersetzen. Keiner weiss, wie es ab 6:50 Uhr morgens laufen wird, was der Tag alles bringen wird. Aber eines ist gewiss, ich werde wieder eine Menge lernen und bin allen dankbar, die mich dabei unterstützt haben. DENN ERFOLG IST KEIN ZUFALL UND DAS BESTE KOMMT ZUM SCHLUSS!
 

IRONMAN VICHY 2017 The Making of an Ironman Triathlete #3 / Jetzt ist es an der Zeit, dass es los geht, werde wieder eine Menge Erfahrungen sammeln und bin allen dankbar, die mich dabei unterstützen © Kerstin Drexl

IRONMAN VICHY 2017 The Making of an Ironman Triathlete #3 / Jetzt ist es an der Zeit, dass es los geht, werde wieder eine Menge Erfahrungen sammeln und bin allen dankbar, die mich dabei unterstützen © Kerstin Drexl

 
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